| | Mäusle, woisch no ...
23.12.2005
- ...Weihnachten: Ameis immer umfangreichere, choreographisch
festgelegte Krippenspiele mit Abwechslung von Lesung - Gesang -
Gedichtaufsagung und Musizieren? Und wie wir die Zeremonie bei jedem
Besucher zwischen den Feiertagen wiederholen mußten? Es war halt "so
schee".
- ... unser Ausflug im Schaichtal, Andi noch im Kinderwägele? Es war
recht anstrengend, aber auch sehr vergnügt mit dem neu erlernten "O
hängt ihn auf" und "Juppheidi und juppheida, Schnaps ist gut bei
Cholera!"
- ... unser Ausflug nach Venedig, wo ich, den Stadtplan in der Hand,
nur die Straßenseite wechseln wollte, es aber der Canal grande war? Die
Kamera, die ich um den Hals trug, hat aber nichts abbekommen.
- ... unser Urlaub am Bodensee: es war verregnet, und die Frau Hummel
(?), auf deren Wiese wir zelteten, wollte uns halten mit dem Hinweis,
daß ein "Piskaya-Hoch" angesagt war. Marga (?) hat dann dafür gesorgt,
daß wir ein Quartier bekamen. Bei einer Frau Bruttel. Nachdem wir sie
kennengelernt hatten, hast Du den Spruch "nomen est omen" getan.
- ... unser Urlaub in Jesolo: "Mama, komm m'r ganget en Necker!" Damals
habe ich mit einem aufblasbare Schwimmgürtel schwimmen gelernt.
- ... Freibad in Reutlingen: weil ich ja jetzt schwimmen konnte, bin
ich ohne Eure Erlaubnis im "Tiefen" schwimmen gewesen, außerdem vom 1
Meter-Brett gesprungen. Die Amei hatte dabei immer ein "schlechtes
Gwissa". Nur mit reichlich materiellen Zuwendungen konnte ich dieses
"schlechte Gwissa" immer wieder vorübergehend beruhigen.
- ... wie ich im Kindergarten gegen Ende wohl unausstehlich geworden
bin? Ich mußte jeden Tag sagen, ob ich "lieb" oder "bös" war. Und wenn
ich "bös" war, hast du gesagt "Ich hab's gespürt". Das hat mich sehr
beeindruckt.
- ... daß ich einmal keinen Schulpreis bekommen sollte? In Wirklichkeit
wollte ich meinen Buchpreis nur selbst und ohne Fremd-Manipulation
aussuchen. Bei der Preisverleihung bekamen die Presiträger alle seriöse
Literatur ("2000 Jahre griechische Vasenkultur"), mein Buch aber hieß
"Mord, mehr Morde, noch mehr Morde"! Es ging unmittelbar nach der
Übergabe an mich bei den Lehrern unter beifälligem Gelächter von Hand
zu Hand.
- ... wie wir unser Prinzle kauften? Eigentlich sollte es ja ein Lloyd
werden. Da stand er auch im Autohof von Herrn Beilharz. Sah grau und
häßlich aus. Zufällig war daneben ein anderes Auto, frisch lackiert,
sehr reizvoll aussehend, aber auch deutlich teurer als der Lloyd, ein
NSU-Prinz. Es hat nicht lange gedauert, da war der Prinz gekauft und
der häßliche Lloyd war vergessen.
- ... wie Du mit Deinem "Prinzle" einmal Ameis Cellolehrerin, Frau Hamm, zusammen mit 2 Celli und mit mir transportiert hast?
- ... wie schockiert die Frau Weber in der Ringelbachstraße 222 war,
als sie mich auf der Birke seelenruhig sitzen sah, in Höhe des 3.
Stockes, keine 5 Meter weg von ihr?
- ... wie Frau Eckle, ebenfalls aus der Ringelbachstraße 222, unserem
Bubele (heute Andi), der nachts auch mal unruhig war, am liebsten "den
Hals rumdrehen" wollte?
- ... wie in der Hummelbo 1966 der Herr Bitsching, der eine
Doppel-Acht-Kamera besaß, einen Film von uns Kadaukes drehte? Da waren
Szenen mit Hummbelbo von innen, mit Dünensprüngen, Baden im Meer,
Musizieren und andere zu sehen.
- ... daß ich denselben Herrn Bitsching als Nachrichtensprecher vom Südfunk Stuttgart an der Stimme erkannt habe?
- ... wie unser Flori immer mit erhobenem Kopf laut heulte, wenn ich
Geige spielte? Wenn er nicht bei mit im Zimmer war, ging er an den
Heizungs-Lüftungsschlitz, um der Musik möglichst nahe zu sein.
- ... wie wir an Weihnachten bei allen möglichen Bekannten herumgefahren sind und gesungen und gewichtelt haben?
- ... wie bei unserem resedagrünen VW die Fußbremse in den Alpen
ausgefallen war, und Papa für jeden Bremsvorgang die Handbremse
benutzen mußte?
- ... wie bei Deinem R4 das Kühlwasser gekocht hat, nachdem wir in den Alpen einige Kilometer aufwärts gefahren waren?
- ... wie ich in Reutlingen die Gelbsucht gekriegt habe, nachdem ich vom Ringelbach getrunken hatte?
- ... wie Du, als es keine Erdbeeren mehr zu ernten gab, Du das Lied gesungen hast:"I can never sing, cocco hier, cocco da!"
- ... wie wir beide uns in der Mittagszeit zeitweise regelmäßig spannende Schachpartien geliefert haben?
- ... wie ich unsere Lehrer nachgemacht habe, und Papa fast nicht mehr
an sich halten konnte, als der Herr Storch uns besuchen kam und
tatsächlich so gesprochen hat, wie ich es immer vorgemacht hatte?
- ... wie ich noch in Dettenhausen, es war um die Osterzeit, einmal so
unerträglich gewesen sein muß, daß auf einmal der Nikolaus kommen und
mich heftig zusammenstauchen mußte. Dabei muß ich mich hinter Dir
verkrochen haben und wohl sehr in Panik gewesen sein. Erst als der
Nikolaus wieder im Gehen war, soll ich ihm nachgerufen haben: "Aber
meim Vaddor seine Latscha bleibet do"!
- ... ich in der Ringelbachstraße einmal gegen einen Stacheldraht
gelaufen bin und ähnliche Verletzungen an beiden Händen hatte, wie der
Jesus am Kreuz?
- ... die Hammonds, die Spickermanns, die Webers, die Hämmerlings und die Eckles aus der Ringelbachstraße?
- ... vom BuBu (jetzt Abi): "Taslächlich, Hi Mehl bommt!"
- ...von der Amei: "Littafaha"?
- ... vom Bubele (jetzt Andi): "pa Bebbebe" und "Cocco"?
30.12.2005
- ... wie ich zu Weihnachten den "Elektromann"geschenkt gekriegt habe?
Der hat mich sehr fasziniert. Ich machte ALLE Experimente durch,
einschließlich einem vollkommen von Hand gemachten Elektromotor.
- ...später der "Radiomann" dazugekommen ist? Der hat mich noch mehr
fasziniert. Für mein erstes Radio verlegte ich eine Kupferlitze auf der
gesamten Fläche der Bühne. Ich hatte mir das Radio an die Wand an
meinem Bett genagelt, um abends im Bett Radio hören zu können. Aber
große enttäuschung, es kam kein Ton. Und ich fand keinen Fehler im
Aufbau, so oft ich auch alles überprüfte. --- Dann mitten in der Nacht
wurde ich von einem schmalzigen Schlager aufgeweckt. Er kam aus meinem
Radio! Diesen Schlager werde ich nie vergessen! (Später habe ich
gelernt, daß aus atmosphärischen Gründen die Radiowellen viel besser
empfangen werden können)
-... später gab es noch den Chemiekasten. Dafür haben wir im Keller
dort, wo später die Sauna war, ein Chemielabor eingerichtet. Einmal
kochte die Salpetersäure im Reagenzglas über und hat die ganze Wand
versaut.
- ... wie du uns, die Amei und mich im Hochsommer in Eningen früh um 4
Uhr geweckt hast und wir dann auf die Achalm gingen, um den
Sonnenaufgang zu sehen? Es war ein gigantischer Sonnenaufgang, der uns
mehr als entschädigt hat für das frühe Gewecktwerden.
- ... wie wir in Reutlingen eine Zimmerlinde hatten, bei der auf einmal
eine ganze Reihe Blätter fehlten? Du hast die Amei und mich intensiv
befragt, wer denn das gewesen sei. Wir beide aber wußten von nichts.
Aber Du hast nicht locker gelassen. Auf einmal ist die Amei in Tränen
ausgebrochen: "I han doch bloß a Sträußle macha wolla!". Darauf hast du
der Amei die Blätter ans Bein gehalten und gesagt: "Jetzt sticht Dich
die Pflanze, weil Du gelogen hast!"
- ... Stabhochsprung auf der Wiese oben hinter unserem Haus in Eningen:
Ich hatte nur eine Bohnenstange als Stab. Öfter ist der mir mal
gebrochen. Ein Glück, daß es keine größeren Verletzungen gegeben hat! -
Die Prellungen durch den Aufprall waren teilweise recht heftig. Einmal
wurde auf de wiese Gras gemäht. Daraus habe ich mir dann ein Polster
gemacht; der Aufprall wurde dadurch abgemildert, aber ich war danach
restlos zerstochen (Insekten, Disteln ... ).
- ... den schiefen Baum in Reutlingen am Straßenrand, der über das
Bohnenfeld gegenüber ragte? Den bin ich besonders gern hochgeklettert.
Wenn ich da mal runtergefallen und von einer Bohnenstange aufgespießt
worden wäre ...
- ... wie der Delev Bauer die geflügelten Worte sprach: "O Frau Kadauke, dees isch doch egaaal!"
- ... wie die Gudrun ("Guckele") auf die Frage, wie ihr denn die neu
gestzten Steine in unserem Garten gefallen würden, sagte: "Ha, et so
arg!"
07.01.2006
- wie einmal unser Papa dem unverschämten Andi eine kleben wollte,
ausholte, dann aber gar nicht weiterkam, weil unser Flori ihn dabei in
die Hand gebissen hat?
- wie der Andi früher Leichtathletik gemacht hat?
11.01.2006
- wie die Elly Ney in Eningen war? Sie hat in der Eninger Festhalle ein
Klavierkonzert gegeben. Sie war, wie ich mich erinnere, eine
auffallende Erscheinung: über 80 Jahre als, grau aber gelockt, dazu
einen exotischen Vor- UND Nachnamen. Eine Schallplatte hattet Ihr mir
schon früher zum Geburtstag geschenkt: Beethoven - "Die Wut über den
verlorenen Groschen". Am Tag nach dem Konzert sind wir (ich glaube die
Amei, der Detlev Bauer und ich) morgens zur Festhalle gegangen. Da hat
die Elly Ney Klavier geübt, diesmal war nur ein Mann (Musiker) dabei.
Wir haben uns getraut, uns auf die Zuschauersitze zu plazieren und der
Elly Ney einfach beim Üben zuzuhören, bis sie auf einmal nachgefragt
hat, was wir den wollten. Da weiß ich aber nicht mehr, wie's dann
weiterging.
04.02.2006
- Eine ganz wichtige Lebensweisheit, die wir "dem Hespeler" verdanken,
geht so: "Wisset Se, Frau Kadauke, 's geit Sottiche ond Sottiche!" Nach
einer kurzen Gedankenpause fügte er tiegfgründig hinzu: "Ond noo geit's
au no Sottiche" - Diese Aussage wurde zu einem unserer geflügelten
Worte.
- Einmal brachtest Du einen ganz urigen Spruch vom Metzger Reicherter
mit. Da war eine alte Eninger Frau, die hatte gesagt:" Ond noo geisch
mr au noo a Schduck vo dr Schwaazwuuschd!"
- Ganz besonders gern habe ich schon als kleines Kind Drachen gebastelt
und sie steigen lassen. Ich erinnere mich noch, wie ich einen ganzen
Nachmittag auf der Loggia in Reutlingen, Ringelbachstraße 222, damit
verbrachte, aus 2 Latten, Schnur und Zeitungspapier einen Drachen zu
basteln. Erst bei Dämmerung war er dann fertig, und ich mußte ihn auch
gleich testen. Weil ich es nicht erwarten konnte, bis ich auf die Wiese
kam, rannte ich mit dem Drachen schon die Ringelbachstraße hinunter. Er
ist aber nicht in die Luft gestiegen, deshalb rannte ich schneller und
merkte gar nicht, daß er jetzt doch ein bißle abgehoben war, erst als
es plötzlich einen Ratsch machte, da bemerkte ich es. Der Drachen hatte
sich im Ast des Baumes verfangen, unter dem ich gerade durchgerannt
war! Die ganze Mühe und Arbeit des langen Nachmittags war dahin. Ich
war untröstlich.
- aber: Der Roland Eckle hat mich getröstet und mir versprochen, mit
mir zusammen einen Drachen zu basteln. Das konnte ich gar nicht
glauben. Tatsächlich hat er am nächsten Tag ein Büchle mitgebracht "Ich
baue mir einen Drachen" oder so ähnlich. Da waren nicht nur die
üblichen Viereckdrachen drin, nein, auch Sechseckdrachen,
Kastendrachen, eine Anleitung, wie man Lichter an der Drachenschnur
anbringt und mehr. Ich erinnere mich nicht, daß wir dann auch einen
Drachen gebastelt haben, aber mit dem Büchle hab' ich mich lange
beschäftigt.
- Auch nach unserem Umzug nach Eningen war mir das Drachensteigenlassen
wichtig. Mittlerweile hatte ich einen unverwüstlichen Stoffdrachen
geschenkt bekommen. Der hat die fürchterlichsten Abstürze überstanden.
Einmal wollte ich das Drachensteig-Erlebnis noch steigern: ich band die
Drachenschnur an meine Fahrradlenkstange und fuhr los. Der Drachen
stieg rasant schnell in die Luft, es war gigantisch! Auf einmal aber
ließ der Zug durch die Drachenschnur an der Lenkstange nach, und mir
war klar: der Drachen ist weg! Ich fuhr ihm so schnell es ging
hinterher, aber alles, was ich erkennen konnte, war, daß es ihn weit
abgetrieben hatte und daß die Drachenschnur von einem Baum über eine
HOCH-
SPANNUNGSLEITUNG wegzog. So viel wußte ich, daß ich da nicht hinfassen durfte.
Wie wurde das Problem dann doch noch gelöst? Die Eltern haben einen
Mitarbeiter der Neckarwerke holen müssen, und der hat, wahrscheinlich
nach Stromabschaltung, die Schnur durchschneiden können. Den Drachen
habe ich aber nie wieder gesehen, und die Lust am Drachensteigenlassen
hat seitdem einen erheblichen Dämpfer erfahren.
- Winter 1963, einer der härtesten und kältesten Winter, die ich je
erlebte. Der Bodensee war zugefroren, Prozessionen und Busse bewegten
sich über das Eis, das wurde im Fernsehen gezeigt. Und der Winter zog
sich hin, so daß das Skifahren allmählich sogar langweilig wurde! An
einem Tag war ich tatsächlich der einzige Skifahrer, die anderen fuhren
alle Schlitten und schanzten über das Mini-Schänzle, über das ich mit
Mamas über 2 m langen Skiern erfolgreich Schanzenspringen übte.
Irgendwann wurde der Wunsch, auch mal mit dem Schlitten zu schanzen, so
groß, daß ich um einen Schlitten bat. Ich habe auch einen bekommen, und
während der Fahrt fiel mir noch auf, daß der Schlitten krumm war, von
der Spur abkam und sich gar nicht manövrieren ließ. Ich fuhr an der
Schanze vorbei und auf einen Baum. War gar nicht weiter schlimm, ich
bin gleich wieder aufgestanden, aber da gab das Bein nach - es war
gebrochen! Und das wenige Wochen vor der geplanten Aufnahmeprüfung!
- Dann wurde ich ins Krankenhaus gebracht, ein ganz und gar neues
Erlebnis. Es war ganz ungewiß, was auf mich zukommen sollte, und die
Eltern waren dabei auch keine Hilfe, denn sie waren beide, besonders
der Papa, vollkommen durcheinander. angst hatte ich vor allem vor einer
Operation, und wir standen direkt vor dem OP. Dann kam ein nachhaltiges
Erlebnis, das, so glaube ich, mein weiteres Leben mitbestimmt hat: ein
junger Arzt kam zu mir, sprach mich ganz freundlich mit "Herr Kadauke"
an und fragt, was mir denn da passiert ist. Heute weiß ich, der
Anästhesist hat eine präoperative Anamnese gemacht, um sich bei der
Operation vor unliebsamen Überraschungen zu schützen. Aber das
Wesentliche war, allein durch das Gespräch mit diesem jungen Arzt ist
bei mir die ganze Angst verflogen!
Es ist überliefert, daß ich unmittelbar nach dem Aufwachen aus der
Narkose gesagt haben soll: "So etwas wie der möchte ich später auch
einmal machen!"
Und tatsächlich, ich bin Arzt geworden, und den Patienten die Angst zu
nehmen, ist eines meiner wichtigsten Anliegen meiner täglichen Arbeit
geworden.
- ... Fortsetzung folgt!
Mein liebes Mäusle, ich wünsche Dir viel Spaß mit diesen Erinnerungen und alles Gute zum neuen Jahr 2006!
Dein Abi | | |
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